SYMPOSIUM „Kommunikation in der Notfallversorgung“ | 09. November 2022 | BERLIN

Im Haus der Zukunft am ukb Berlin fand am 09. November 2022 im Rahmen des Netzwerks Telemedizin sowie des Regionalmanagements Metropolregion Ost Berlin Brandenburg ein Symposion unter dem Titel „Kommunikation, Information und Prozesssteuerung in der Notfallversorgung“ statt. Im Veranstaltungsbereich des Smart living & Health Center, umgeben von innovativen AAL-Lösungen in einer Musterwohnung zur besseren Bewältigung des Alltags älterer Menschen,  wurde die Thematik aus verschiedenen Perspektiven unterschiedlichster Akteure erläutert.

 

Impulsreferat 1: „Datenaustausch zwischen Rettungsdienst und Krankenhaus/Krankenkassen“ (Armin Viert, Geschäftsführer Rettungsdienst MOL GmbH, Strausberg Landkreis Märkisch-Oderland)

 

Aus Sicht des Rettungsdienstes wurden insbesondere folgende Hürden dargestellt:

  • massive Herausforderungen beim Datenaustausch zwischen Rettungsdienst und Krankenhäusern/Krankenkassen:
    • aufgrund technischer Schwierigkeiten sowie teurer Schnittstellen (Krankenhaus) und gesetzlicher Vorgaben (Krankenkassen).
    • Kein bidirektionaler Datenaustausch von Rettungswagen zur Krankenhausleitstelle möglich, aktuell nur Datentransfer per Fax und Telefon.
    • wichtige Patientendaten und Messdaten werden nicht an der Leitstelle übergeben
    • zudem bleibt Zuordnung des richtigen Krankenhauses mit freien Kapazitäten schwierig

 

Impulsreferat 2: „Strukturdaten der klinischen Notfallversorgung – Fokus Digitalisierung“ (Dr. med. Timo Schöpke, MBA, Direktor Notfallzentrum, GLG Werner Forßmann Klinikum Eberswalde)

 

Dr. Timo Schöpke berichtet aus Sicht der klinischen Notfallversorgung über die Erkenntnisse der DGINA Strukturerfassung aus 2018/2019:

  • fehlende sektorübergreifende Struktur und vor allem die mangelhafte innerklinische Organisation in der Notfallversorgung führt zu möglicher Überbelastung
  • wirkliche Bedarfe der Notfallversorgung aus seiner Sicht:
    • Übertragung von Daten aus Geräten in die elektronische Patientenakte (EPA)
    • Benutzerfreundliche klinische Dokumentation und einfache Bedienung
    • Rechtskonforme digitale Übermittlung von elektronischen Ärzt:innenbriefen
    • Automatisierte Übertragung von Vitaldaten ins digitale Informationssystem
    • Automatische Integration von Daten

 

Impulsreferat 3: „Digitalisierte Notfallversorgung im ländlichen Raum – Online im Funkloch?“ (Prof. Dr. Christoph Sommer, Professur Prozessmodellie­rung für vernetzte technische Systeme, TU Dresden).

 

Aus Sicht der Datenkommunikationstechnik ist laut Prof. Dr. Christoph Sommer hinsichtlich der Digitalisierung im Gesundheitswesen zu klären:

  • Welche Bedarfe bestehen seitens der Notfallversorgung überhaupt?
  • In welchen Fällen müsse man proaktiv sein und Daten vorab bekommen?
  • Wer sind die beteiligten Akteur:innen und wie findet der Transfer von Wissen (Daten) überhaupt statt?
  • Existierende Lösungen für digitalen Datentransfer bauen zentral auf Mobilfunk und spezieller Hardware auf, was insofern ein Problem darstellt, dass ganze Ortschaften noch nicht mit Mobilfunk versorgt werden. Aktuell ist die Netzabdeckung im ländlichen Bereich immer noch unzureichend. Die Abdeckungsrate für 4G ist aktuell 99%. Das ist für Notfälle immer noch zu wenig, 3,65 Tagen Downtime.

Während der Diskussionsrunde konnten erste Ideen für die Umsetzung von 1-2 Pilotprojekten gesammelt werden.